I Have A Tribe

It started when I got more brave. I just wanted to see if I could make something real using the colours that were in my head.

Patrick O’Laoghaire aus Dublin sagt von sich selbst, er sei ein unfertiger Mann, und dass es sich gut anfühle, ein unfertiger Mann zu sein. Er meint damit wohl, dass er immer weiter lernt, und dass das wohl auch nie aufhören wird. Und ganz ehrlich: wenn der Modus des stetigen Lernens sich so anhört, wie die Musik seines jungen Projekts I Have A Tribe, wünscht man sich beim Hören, dass der sympathische Ire niemals auslernen wird. Da ist etwas Organisches, Räumliches und eine damit verbundene Aufrichtigkeit in seinen Stücken, wie man sie selten findet: Seine Musik ist manchmal fragil, klingt wie eine zarte, verträumte Kammermusik, dann ufert sie aus, galoppiert los, entfaltet eine ungeahnte Dynamik.

In der kurzen Zeit, in der Patrick O’Laoghaire als I Have A Tribe aktiv ist, hat sein Songwriting dabei an Komplexität einiges zugelegt! Von der melancholischen Indie-Perle »Yellow Raincoats« hin zu aktuelleren Stücken wie »Animals« ist ein deutlicher Sprung zu beobachten – die Gefühlspalette, die Patrick O’Laoghaire nun auszudrücken vermag, ist in kurzer Zeit um einige Farben gewachsen: wütende, aufgebrachte Klänge mischen sich mit der elegischen Entspanntheit der ersten Stücke. So versteht es Patrick auch selbst: er will die Farben in seinem Kopf nach außen kehren, seine Musik soll Bilder malen. Und das tut sie auch, manchmal in fröhlichen, leichten Farbtönen, mit schwunghaften Pinselbewegungen – doch schon im nächsten Moment kann es unruhig werden, der Pinsel zerreißt fast die Leinwand, malt mit viel Farbauftrag Zacken, Schwarz und Rot mischen sich wild durcheinander! I Have A Tribe bringt die gesamte Farbpalette zum Leben! Und genau wie in der bildenden Kunst vermag sie Grenzen und Zeit zu überspringen, schafft eine Kommunikation, die über einen ungefilterten Ausdruck von Gefühlen zu ihrer fesselnden Intensität kommt!

Die Referenzkiste spuckt dabei Bands wie Midlake aus, deren folkverwandte Instrumentierung I Have A Tribe wohl am nächsten kommt, hier und da tauchen dann aber auch elektronische Versatzstücke auf, der Einsatz eines Synthesizers etwa bei »Calgary« erinnert an Bowies Berlin-Phase, ruft konkret dessen düsteres Meisterwerk Low auf! Auch an die musikalische Kraft von Warren Ellis‘ The Dirty Three ist man in manchem, intensiven Moment erinnert, und stimmlich lässt Patrick Vergleiche mit Anthony, dem queeren Gesangswunder aus New York zu – aber irgendwie lässt sich das alles doch nicht wirklich greifen … zu eigen ist die Musik von Patrick, um sie in einem Schubladensystem zu verorten. Er selbst sieht sich irgendwo zwischen Anna Calvi und Alvo Pärt – aber ein tiefes Orange, das plötzlich auf einen gefrorenen See treffen kann, macht ihn da noch eher greifbar.

Mit Rob Ellis hat der beim Singen immer lächelnde, verträumte und sehr sanfte Dubliner es geschafft, seine Klangvision auf Band zu bringen, der Produzent half ihm beim Transfer der Farbpalette. Ellis’ Referenzliste von PJ Harvey bis Scott Walker hat ihm zum richtigen Kandidaten für diese Aufgabe gemacht: unter Mithilfe von Conor O’Brian von den Villagers, für die I Have A Tribe bereits einige Male eröffnen durfte, sind zwei Hände voll großartiger Songs konserviert worden! Auch wenn Musik für Patrick immer etwas Flüchtiges hat, an den Augenblick gebunden ist, in dem sie entsteht – etwa im Gesang eines Vogels –, mit den EPs von I Have A Tribe ist etwas von dieser Flüchtigkeit eingefangen, etwas Einmaliges immer wieder erfahrbar gemacht worden. Hoffen wir also, dass er immer weiter lernen wird – und dass er uns dabei zuhören lässt

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