ELECTRI_CITY
"ELECTR_CITY Vol. II" ist eine faszinierende Reise durch die elektronische Musikgeschichte Düsseldorfs, präsentiert in einer Compilation voller Schätze von Pionieren wie Klaus Dinger, NEU!, und La Düsseldorf. Hörer tauchen ein in die vielschichtigen Klänge und erleben die Essenz einer einzigartigen Ära der deutschen Musik.
ELECTR_CITY Vol. II
»La Düsseldorf«, Eröffnungsstück des zweitenElectri_city-Samplers, beginnt mit einer Aufnahme jubelnder Fußballfans, vielleicht gar aus demFortuna-Stadion. Die gesampelten Jubelchöre wirken dabei wie der euphorische Nachhall jener Begeisterung, mit der Hörer wie Kritiker den erstenElectri_citySampler bis weit über die Grenzen der Republik hinaus aufnahmen. Gleichzeitig gibt er Vorschusslorbeeren – und das vollkommen zu Recht:Electri_city IIist ab dem ersten Moment eine intelligente und feinsinnige Achterbahnfahrt durch eines der essentiellsten Kapitel der neueren deutschen Musikgeschichte. Dann tauchtKlaus Dingermit seiner programmatischen Neu!-NachfolgebandLa Düsseldorfauch schon in jenen Motorik-Beat ab, der zur Signatur eines vielschichtigen Genres werden sollte – und wir sind mittendrin in den musikalischen Innovationen jener Zeit. Protegierte die erste CompilationRudi Eschsparallel erschienene, gleichnamige oral history, die im Suhrkamp-Verlag schon kurz nach der Veröffentlichung vergriffen war und mittlerweile mehrere Neuauflagen erfahren hat, begleitetElectri_city IInun die englische Übersetzung des Buches. Auch diese Entwicklung zeigt: das Interesse, das dem Düsseldorfer Klang aus den 1970er- und 1980er Jahren entgegen gebracht wird, ist groß – und das Werk der damaligen Pioniere so umfangreich, dass es immer wieder neue Entdeckungen zulässt. Oder um es mitLa Düsseldorfzu sagen: »Guck mal / Guck doch mal!« Es lohnt sich. Electri_city IIist dabei als Fortsetzung einer Reihe zu verstehen: die gut einstündige Zusammenstellung von bekannten wie gänzlich vergessenen Stücken differenziert weiter aus, wie unterschiedlich der in Düsseldorf entstandene Sound sein konnte – und welche Signatur ihn dabei einte: Die neuen Instrumente – Minimoog, Arp Odyssey, Roland System 100 und MC-4, der legendäre Korg MS-20 oder die Roland TR-808 – ließen die Musiker zwischen Punk und klassischer Ausbildung, die sich auch räumlich zwischen Kunstakademie, Ratinger Hof und dem Studio für elektronische Musik (Köln) bewegten, einen völlig neuen Hybriden entwickeln. In der synthetisch organischen Musik der elektronischen Szene traf Virtuosentum auf Dilettantismus, in den Proberäumen der Rhein-Ruhr-Metropole hieß es: ausprobieren! Manchmal, so meint man beim Hören, probierten auch die Maschinen die Menschen aus, die hinter den Knöpfen, Tasten und Schaltern saßen.Die bei Grönland erscheinende Zusammenstellung trägt neben der historisierenden Leistung aber auch einen deutlichen Wert auf der Genussebene:NEU!`s »Isi«,Rothers»Karussell« oder Wolfgang Riechmannstraumhaftes “Abendlicht” nehmen einen mit auf eine Reise durch die Wolken,DAF,Liaisons DangereusesundDie Kruppstanzen gleichzeitig am Boden mit schweren Stiefeln auf den verdreckten Böden des Düsseldorfer Untergrunds. Electri_city IIversammelt so die exzentrischen Protagonisten einer bewegten Zeit, gleitet im Rundblick durch den elektronischen Kanon der Landeshauptstadt NRWs – und birgt gleichzeitig lang verloren geglaubte Schätze:Teja SchmitzStöhnen etwa, das auf seinem Stück »Studieren« zu hören ist, dürfte den meisten Hörern weitestgehend unbekannt sein. Umso schöner ist es, dass der Song des damaligen Stammfriseurs der Düsseldorfer Szene nun wieder hörbar ist.Tejasüberschaubares Werk nämlich steht wie ein Synonym für die Zeit zwischen 1970 bis 1986. Hier geht es holprig zu, das Eigenleben der Musikmaschinen tritt zu Tage. Dazwischen hören wir einen Menschen, der mit Hingabe an den Reglern dreht. Es ist ein musikalisches Abenteuer, dabei zuzuhören.–Hendrik Otremba
Höre hier ein tolles Radio Special zur Veröffentlichung
Veröffentlichung: 12.08.16
Tracklist (deluxe CD):
Wolfgang Riechmann_Abendlicht
NEU!_Isi
Rheingold_Fluss
Robert Görl_Darling Don’t Leave Me [vocals Annie Lennox]
Die Krupps_Zwei Herzen, Ein Rhythmus
Teja Schmitz_Studieren
DAF_Kebabträume
Pyrolator_Max
La Düsseldorf_La Düsseldorf
Belfegore_Mensch Oder Gott
Der Plan_Gummitwist
Liaisons Dangereuses_Etre Assis Ou Danser
Topolinos_Mustafa
Die Lemminge_Im Himmel
Michael Rother_Karussell
+ Special Hidden Track
ELECTRI_CITY Vol. I
Es wird sowohl die Wirklichkeit des Mythos, als auch die Wirklichkeit hinter dem Mythos, sichtbar; die Weltmetropole des Modernismus genauso wie das Dorf in Düsseldorf.
So wie Memphis für den Rock’n’Roll, gilt das Düsseldorf der siebziger und achtziger Jahre als Mekka der elektronischen Popmusik. Hier tüftelte Kraftwerk im legendären Klingklang-Studio an Klassikern wie Autobahn oder Wir sind die Roboter, hier erlebten Rheingold ihre Dreiklangsdimensionen, und hier brachte DAF den Sequenzern das Schwitzen bei. Ohne den Einfluss der Düsseldorfer Musik, hätte es Gruppen wie OMD, Heaven 17 und Depeche Mode nie gegeben. Sie alle bezogen sich auf die Pioniere der elektrischen Stadt, bevor sie selbst Botschafter der neuen Musik wurden. Von diesen Pionieren handelt Rüdiger Eschs Buch „Electri_City – Elektronische Musik aus Düsseldorf“ (Suhrkamp), dem die gleichnamige Compilation zur Seite gestellt ist.
Neben Charterfolgen wie Das Modell oder Dr. Mabuse, waren es Szenehits wie Der Mussolini und Wahre Arbeit, Wahrer Lohn die Düsseldorf schlagartig bekannt machten. Je größer der Abstand nach Jahren, wie nach Kilometern, umso mythischer erscheint dieser Ort. Rüdiger Esch ist Düsseldorfer und als Mitglied von Die Krupps selbst Teil dieser virulenten Szene. Er beleuchtet in seinem Buch die Entwicklung von den Anfängen um 1970 bis zum Ende der analogen Phase im Jahre 86. Er folgt der Spur als Innensicht aus exklusiven O-Tönen der Protagonisten Wolfgang Flür, Michael Rother, Bodo Staiger, Gabi Delgado, Jürgen Engler, Pyrolator und vielen anderen mehr.
Zugleich gibt es eine Aussensicht durch exklusive Statements der Musiker von OMD, Human League, Heaven 17, Visage und Ultravox, sowie Giorgio Moroder und Ryuichi Sakamoto. Es wird sowohl die Wirklichkeit des Mythos, als auch die Wirklichkeit hinter dem Mythos, sichtbar; die Weltmetropole des Modernismus genauso wie das Dorf in Düsseldorf.
David Bowie erkannte schon im Jahre 1979 den Soundtrack des kommenden Jahrzehnts in der Musik von La Düsseldorf, und Kraftwerk, jüngst mit einem Grammy für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, gelten heutzutage als einflussreicher für die moderne Musik, als die Beatles. Dieses Geflecht der Beziehungen, Verweise und Originalitäten zu ordnen und darzustellen, hat sich das Buch Electri_city zur Aufgabe gemacht. Sechzehn Jahre analoger Elektronikmusik, die die Musikwelt verändern sollten. Musikalische Höhepunkte aus diesen Jahren finden sich auf dieser CD, sowohl Hits wie „Der Mussolini“ von DAF, „Hero“ von NEU! und „Los Ninos Del Parque“ von Liaisons Dangereuses als auch Insider-Perlen wie Wolfgang Riechmanns „Wunderbar“ oder das damals lediglich in einer 500er Auflage veröffentlichte „Säuren Ätzen“ von Teja Schmitz, dem ehemaligen Frisör von Kraftwerk.
VÖ: 10.10.2014
CD Tracklist:
La Düsseldorf – Düsseldorf
Wolfgang Riechmann – Wunderbar
Harmonia & Eno – Luneburg Heath
Der Plan – Wir werden immer mehr
DAF – Der Mussolini
NEU! – Hero
Teja – Säuren Ätzen
Die Krupps – Wahre Arbeit Wahrer Lohn
Liaisons Dangereuses – Los Ninos Del Parque
Wolfgang Flür – I was a robot
Rheingold – 3Klangsdimensionen 2010
Michael Rother – Flammende Herzen
MakroSoft – Electricity
Vinyl Tracklist:
A
La Düsseldorf – Düsseldorf
NEU! – Hero
Der Plan – Wir werden immer mehr
B
Wolfgang Riechmann – Wunderbar
DAF – Der Mussolini
Die Krupps – Wahre Arbeit Wahrer Lohn
Teja – Säuren Ätzen
Liaisons Dangereuses – Los Ninos Del Parque
Das Buch „Electri_city – Elektronische Musik aus Düsseldorf“ von Rüdiger Esch erscheint bei Suhrkamp. Mehr Infos hier.